Gemeinsam handeln – Zukunft gestalten
Neugestaltung des Kirchplatzes St. Stephanus in Beckum
Der Kirchplatz ist mit der mittelalterlichen Stiftskirche St. Stephanus eine bedeutende historische Keimzelle der Stadt Beckum. Daher ist die Umgestaltung des Kirchplatzareals ein wichtiges Anliegen der heimischen Stadtplanung und eine Kernaufgabe der gestalterischen Innenstadtaufwertung. Ähnlich wie beim historischen Marktplatz sollen mit den geplanten Maßnahmen neben der Barrierefreiheit besonders die Gestaltungs- und Aufenthaltsqualität im historischen Stadtkern gestärkt werden.
Fördermittel für mehr Aufenthaltsqualität im historischen Stadtkern
Seit über zehn Jahren wird die Umgestaltung des Kirchplatzes geplant – auch unter der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger in Beckum. Diese Maßnahme ist Bestandteil des sogenannten „Integrierten Handlungs- und Maßnahmenkonzept Innenstadt Beckum“ (kurz IHMK) – sie stammt bereits aus dem Jahr 2012 (Ratsbeschluss am 05.07.2012, Vorlage 2012/0078/2). Das IHMK bildet die Handlungsgrundlage für die gesamte städtebauliche Entwicklung der Beckumer Innenstadt und ist zugleich wichtige Voraussetzung für die Beantragung von Städtebaufördermitteln.
Die Stadt Beckum hat ein großes Interesse, den aktuell kaum sichtbaren, aber historisch bedeutsamen Kirchplatz in das öffentliche Leben einzubeziehen und durch eine bauliche Inwertsetzung besser zu integrieren: Neben einer würdigen gestalterischen Einbindung in die urbane Umgebung der Stadtmitte soll der Platz künftig zeitweise als barrierefreier Ausweichort für den Wochenmarkt dienen, wenn der Marktplatz wegen der Beckumer Veranstaltungen, wie zum Beispiel den Pütt-Tagen oder dem Weihnachtsmarkt nicht genutzt werden kann.
Für die zukunftsorientierte und bürgerfreundliche Umgestaltung des Kirchplatzes St. Stephanus sind von der Bezirksregierung Münster aus Landes- und Bundesmitteln eine Zuwendung in Höhe von 897.182 Euro bewilligt worden. Die Kirchengemeinde beteiligt sich mit 300.000 Euro an den Kosten.
Konzeption und Prävention
Das Motto „Geschichte erleben – Gemeinsam handeln – Zukunft gestalten“ ist die Grundlage der baulichen Inwertsetzung für die weitere städtebauliche Entwicklung der Innenstadt in Beckum. Dies betrifft als historische Keimzelle auch das Areal um die St. Stephanuskirche, das durch eine neue Ausstattung als besonderer urbaner Raum behutsam in Szene gesetzt.
Das Konzept sieht vor, den um die Kirche vorhandenen Lindenkranz als grünes Element zu inszenieren. Die historische Kirche und ihr Umfeld werden außerdem mit einer energiesparenden LED-Beleuchtung angestrahlt. Mit dem umgestalteten Kirchplatz entsteht nach dem Marktplatz mitten in der Kernstadt für die gesamte Stadtgesellschaft ein weiterer barrierefreier Erholungs- und Ruheraum mit Kinderspielgeräten und 19 Ruhebänken. Neue Fahrradabstellanlagen werden die Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Fahrrad verbessern. Zusätzlich wird die Propsteigasse künftig entweder als verkehrsberuhigter Bereich oder aber als Fußgängerzone aufgewertet.
Im Zuge des Klimawandels werden auch in unserer Region Häufigkeit und Intensität von Starkregenereignissen zunehmen. Ein wirksamer Schutz vor den möglichen Folgen des Starkregens beginnt bei der städtebaulichen Konzeption. Die Stadt Beckum setzt daher auch beim Umbau des Kirchplatzes auf besondere Vorsorge: Durch den Bau neuer Stauraumkanäle, einer neuen Kanalisation im Bereich des nördlichen Weges sowie durch Geländemodellierungen und Rinnen werden die anliegenden Grundstücke künftig besser vor Starkregenereignisse geschützt.
Archäologie: Einblick in gelebte Stadtgeschichte
Die Freilegung des Kirchplatzes wird zu neuen historischen Erkenntnissen führen. Das kann neben neuzeitlichen Grabsitten mit Funden wie Totenkronen oder Kleidungsresten und Schmuck auch Informationenzu einstigen Gebäuden auf dem jetzt freien Kirchplatz umfassen. Der Friedhof muss nicht bis an die Gebäude, die den Platz begrenzen, herangereicht haben. Die großflächige Öffnung kann zeigen, wie weit die Bestattungen tatsächlich reichten und möglicherweise wird die mit Sicherheit einmal vorhandene Einfriedung des Kirchhofes freigelegt. All diese Erkenntnisse werden zusammen mit dem Bild- und Planmaterial, das die Ausgrabung liefern wird, zur Visualisierung des einstigen Friedhofes beitragen und damit auch der Öffentlichkeit die Geschichte des Kirchplatzes nahebringen. Im Anschluss an die Ausgrabung erfolgt eine wissenschaftliche Untersuchung der freigelegten Bestattungen – ein pietätvoller Umgang mit den entnommenen Gebeinen ist dabei selbstverständlich. Die Planung sieht eine Wiederbestattung östlich des Chores im sogenannten „Garten der Erinnerung“ vor. Ein Himmelsspiegel wird als runde Wasserfläche das besondere Areal des Kirchhofes zusätzlich aufwerten und für den Betrachter die spirituelle Verbindung zwischen Himmel und Erde darstellen.
Neue Erkenntnisse zum mittelalterlichen Friedhof an der Propsteikirche
Mit diesem umfriedeten Bereich wird erstmals ein Ort geschaffen, der die Existenz eines Friedhofes für die Öffentlichkeit erfahrbar macht, was die bislang vorhandenen Rasenflächen nicht vermögen. Auch scheint die Sorge um eine „Störung der Totenruhe“ unbegründet. Denn im Gegensatz zu jüdischen Friedhöfen ist auf christlichen Bestattungsplätzen ein Eingriff in Grablegen und die Verlagerung von Gebeinen nichts Ungewöhnliches. Wichtig ist, dass diese mit Pietät behandelt werden und am Ort eine neue Ruhestätte finden. Dies war in der mittelalterlichen Vergangenheit mit der Einrichtung eines Beinhauses der Fall und gleiches gilt auch für den geplanten „Garten der Erinnerung“.
In vielen Städten liegt der Marktplatz architektonisch direkt an der Kirche. Das unmittelbare Nebeneinander von Friedhof im hinteren, östlichen Umfeld der Kirche und dem Markttreiben um den westlichen Eingangsbereich des Gotteshauses wurde auch in Beckum schon im Mittelalter praktiziert.
Bedarfsgerechte Verkehrsplanung
Im Zuge der Planungen zur Aufwertung des Areals rund um die Kirche St. Stephanus sind insgesamt drei Bauabschnitte definiert worden (Straße Kirchplatz, Wegeverbindung nördlich des Kirchplatzes und der Kirchplatz selbst). Diese gehören förderrechtlich zusammen und laufen in der Städtebauförderung unter dem Projektnamen „Kirchplatz“.
Die angrenzenden Bereiche „Parkplatzes am Kolpinghaus“ und „Clemens-August-Straße“ wurden wegen der besonderen Komplexität zunächst nicht aufgenommen. Die Einbeziehung der Clemens-August-Straße sowie des Parkplatzes am Kolpinghaus hätte die Planungsdauer deutlich erhöht, da hier ergänzend verkehrsplanerische Belange und geltendes Planungsrecht berücksichtigt werden müssen.
Mit der Zuordnung der Umgestaltung des Kirchplatzes zum Handlungsfeld „Orte zum Verweilen“ sieht die Verwaltung funktional eine deutlich stärkere Verknüpfung mit dem Marktplatz und der Propsteigasse und weniger in Richtung Süden und Osten. Im Zuge der anstehenden Neuaufstellung des IHMK für die Beckumer Innenstadt könnten diese Bereiche neu betrachtet werden.
Weitere Unterlagen sind hier einsehbar:
Zahlen und Fakten
- Es wurden 3 Bauabschnitte definiert: Straße Kirchplatz, Wegeverbindung nördlich des Kirchplatzes und der Kirchplatz selbst.
- Die Arbeiten für die Neugestaltung des Kirchplatzes, der Straße Kirchplatz und der nördlichen Wegefläche Kirchplatz sowie der punktuellen Kanalsanierung wurden an die Firma STRATIEF GmbH aus Lippstadt für rund 2.888.000 Euro vergeben.
- Für die gesamte Umgestaltung des Kirchplatzes St. Stephanus ist von der Bezirksregierung Münster aus Landes- und Bundesmitteln eine Zuwendung in Höhe von 897.182 Euro bewilligt worden.
- Die Kirchengemeinde beteiligt sich mit 300.000 Euro an den Kosten.
- Geplante Ausführungszeit: 22. Mai 2023 bis 15. April 2024
- Gesamtfläche der Baumaßnahme: 3 800 Quadratmeter
- Die Maßnahme ist Bestandteil des „Integrierten Handlungs- und Maßnahmenkonzepts Innenstadt Beckum“.