Beckum aus der Vogelperspektive

Kirchplatz St. Stephanus

Umgestaltung des Kirchplatzes Sankt Stephanus

Grabungen weitestgehend abgeschlossen

Die Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege haben ihre Grabungen auf dem Kirchplatz St. Stephanus in Beckum nach fünf Monaten weitestgehend abgeschlossen.

Ausführliche Pressemeldung

  • Führung: Zeitreise in die Stadtgeschichte 

    Archäologische Informationen aus erster Hand: Grabungsleiter Dr. Joachim Meffert (rechts) und Horst Schenkel (2. von rechts) freuten sich über das große Interesse zur Stadtarchäologie auf dem Beckumer Kirchplatz.

    „Anhand der Überreste können wir auch feststellen, ob ungünstige Lebensumstände sowie Mangelernährung für die hohe Sterblichkeit in der Frühen Neuzeit verantwortlich waren“, erklärt Grabungsleiter Dr. Joachim Meffert. Die ältesten Bestattungen sind Steinkistengräber aus dem 13. Jahrhundert, also aus dem Zeitraum der Beckumer Stadtgründung. Die Stadtarchäologie legt somit nicht nur bauliche Relikte frei, sondern kann auch einzigartige Einblicke in die Lebensumstände der verstorbenen Beckumerinnen und Beckumer vermitteln. "Da wir im kommenden Jahr das 800. Stadtjubiläum feiern, bringen diese Ergebnisse auch wichtige Erkenntnisse für die Erforschung der heimischen Stadtgeschichte," erklärt Marianne Witt-Stuhr vom Stadtmarketing in Beckum.

    Der ehemalige Friedhof um die Beckumer Propsteikirche wurde über 1 000 Jahre als Begräbnisplatz genutzt. Im Bild sind Steinkistengräber aus dem Hochmittelalter zu sehen, diese Bestattungen gehen somit bis in die Zeit der Stadtgründung in das 13. Jahrhundert zurück.

    Um vor dem Ende der Grabungsarbeiten noch einmal einen Einblick in diese wertvolle historische Arbeit zu geben, bietet der Museumsverein des Beckumer Stadtmuseums am 19. Oktober um 18.30 Uhr einen Vortrag im öffentlichen Teil seiner diesjährigen Mitgliederversammlung an: Hier wird Grabungsleiter Dr. Joachim Meffert über die archäologischen Arbeiten berichten und die Funde historisch einordnen. Um Anmeldungen zum Vortrag wird gebeten. (brede@beckum.de)

  • Kleine Zeitreise in die Stadtgeschichte

    Kindegrecht Geschichte(n) entdecken – Grabungsleiter Dr. Joachim Meffert und Ivonne Durant freuen sich auf ein spannendes Archäologie-Projekt mit den Beckumer Kindern.
    Abenteuer Archäologie für Kids: Gemeinsam entdecken, erleben und verstehen

    Die Archäologie ist der Geschichte der Menschheit auf der Spur: Woher kommen wir? Wie haben wir uns entwickelt? Von den Anfängen der Menschheit bis in die Moderne kann diese Spur verfolgt werden. Auch in Beckum finden sich an vielen Stellen die Spuren der Geschichte. Und immer wieder kommen neue archäologische Funde ans Licht – wie aktuell auf der Grabung am Kirchplatz der Propsteikirche St. Stephanus. Entdeckt hat das Grabungsteam neben verschiedenen Einzelfunden, wie beispielsweise einen großen Grabstein aus dem 15. Jahrhundert, auch ein Fragment eines sogenannten Pilgerhorns. Auf der Nordseite der gotischen Propsteikirche kamen außerdem Reste des ehemaligen Brautportals zum Vorschein. Die Bezeichnung bezieht sich auf den mittelalterlichen Brauch, Ehen vor dem Kirchenportal zu schließen und danach zur Messe einzuziehen.

    Um auch den jüngsten Beckumerinnen und Beckumern einen guten Einblick in diese wertvolle historische Arbeit zu geben, bieten das Stadtmarketing und das Stadtmuseum für die Kinder der heimischen Grundschulen nun ein spannendes Projekt zur Stadtarchäologie an. „Gemeinsam mit den kleinen Forscherinnen und Forschern möchten wir uns im September eine Zeitreise durch die Stadtgeschichte begeben“, berichtet Ivonne Durand. Die gelernte Grabungstechnikerin hat gemeinsam mit Museumspädagogin Silvia Brede vom Stadtmuseum ein individuelles Konzept für Beckum ausgearbeitet.

    „Damit bringen wir den Kindern und Jugendlichen die Stadtgeschichte nähe. Hier stoßen sie auf die Spuren der Menschen im Mittelalter und sie lernen die spannende Arbeit der Archäologen kennen.“ Die Grundschulkinder lernen so ganz spielerisch etwas über die Entstehungsgeschichte ihrer Stadt. „Wir zeigen ihnen zum Beispiel die bisherigen Fundstücke und die Werkzeuge der Archäologen“, sagt Silvia Brede. Neben archäologischen Sonderprogramm für die Schulen bietet das Museum auch weitere spannende museumspädagogische Angebote an (Telefon 02521 29-4243 oder brede@beckum.de).

  • Pilgerhorn, Bestattungen und ein Brautportal

    Stadtarchäologie am Beckumer Kirchplatz
    (v. l. n. r.) Dr. Christian Hofbauer (Stadt Beckum), Dr. Andreas Wunschel (LWL), Dr. Joachim Meffert (Projektbüro Goldschmidt) und Volker Hahne (Stadt Beckum) informieren sich vor Ort über die aktuellen Grabungsergebnisse.

    Nach der Aussetzung der Bauarbeiten am historischen Kirchplatz in Beckum konnte das Grabungsteam vom Projektbüro Goldschmidt vor Ort verschiedene Mauer- und Fundamentreste freilegen und zahlreiche Bestattungen aus der frühen Neuzeit dokumentieren. Nun hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe als zuständige Stelle für die Bodendenkmalpflege erste Ergebnisse der Stadtarchäologie vorgestellt.

    Durch die bisherigen archäologischen Arbeiten befinden sich die ursprünglich geplanten Bauarbeiten derzeit in einem Verzug von sieben Wochen. „Durch diese Verzögerungen ist die ursprünglich anvisierte Fertigstellung bis April 2024 unrealistisch. Ein solches Szenario haben wir jedoch von Beginn an in Betracht gezogen und stets offen kommuniziert”, betont Fachdienstleiter Horst Schenkel von der Stadt Beckum. Der Platz rund um die St. Stephanus-Kirche wurde über mehrere Jahrhunderte von Beckumerinnen und Beckumern als Friedhof genutzt. Dafür sprechen die jüngsten Funde des Teams rund um Grabungsleiter Dr. Joachim Meffert, das seit mehreren Wochen rund um die Propsteikirche Grabungen durchführt.

    „Es wurden bislang über 60 Bestattungen vornehmlich aus dem 16. bis 18. Jahrhundert gefunden“, berichtet Dr. Joachim Meffert. Weiter gefestigt hat sich auch die Vermutung der Archäologen, dass der Kirchplatz seit dem Mittelalter kontinuierlich genutzt und erweitert wurde. „Das zeigen Fundamente, die unter den Bestattungen lagen und mit der Erweiterung des Friedhofs gestört wurden.“ Eine christliche Bestattung folgte damals einem festen Ritual: Die Toten wurden – wie der Kirchenbau auch – in Ost-West-Richtung orientiert, auf sogenannte Toten-Bretter gelegt und dann ohne Sarg bestattet. Andere Bürgerinnen und Bürger der Beckumer Stadtgesellschaft erhielten aber auch höherwertige Holz- oder Steinsärge: Analog zu den mittelalterlichen Gräbern in der Propsteigasse, die im Jahr 2022 entdeckt wurden, wurde ebenfalls ein weiteres Steinkistengrab freigelegt. „Gleichwohl fanden längst nicht alle Toten auf dem Kirchhof oder in der Kirche ihre letzte Ruhe: Unter anderem Selbstmördern, Hingerichteten, Angehörigen „unehrlicher“ Berufe, Andersgläubigen und Ehebrechern wurde dieses Recht oftmals verweigert“, betont Joachim Meffert. Vielleicht hatte auch eine aufgefundene Bestattung außerhalb der Beckumer Kirchenmauer einen solchen Hintergrund.

    Entdeckt hat das Grabungsteam neben verschiedenen Einzelfunden, wie beispielsweise einen großen Grabstein aus dem 15. Jahrhundert, auch ein Fragment eines sogenannten Pilgerhorns. „Derartige tönerne Blashörner werden unter anderem mit Pilgerreisen in Aachen in Verbindung gebracht. Dort wurden sie auf der Prozession mitgeführt und anschließend mit in die Heimat gebracht. Das Objekt datiert in die Zeit des 14. bis 16. Jahrhunderts“, ordnet Dr. Andreas Wunschel von der LWL-Archäologie für Westfalen den Fund ein. Auf der Nordseite der gotischen Propsteikirche kamen außerdem Reste des ehemaligen Brautportals zum Vorschein. Die Bezeichnung bezieht sich auf den mittelalterlichen Brauch, Ehen vor dem Kirchenportal zu schließen und danach zur Messe einzuziehen. Die bisherigen Funde werden sicher nicht die letzten sein. 

    „Über den Umgang mit ganz besonderen Fundstücken ist noch nicht entschieden, die Gebeine aus dem Bereich des ehemaligen Friedhofs werden auf jeden Fall der Kirchengemeinde St. Stephanus zur Umbettung überlassen“, betont Dr. Christian Hofbauer, Fachbereichsleiter der Stadt Beckum. Weitere Informationen zu den Grabungsergebnissen sind im Kontext der Grabungsarbeiten geplant – das Stadtmuseum wird nach den Sommerferien ein Programm für Kinder anbieten, das den Kleinsten die Aufgaben der Stadtarchäologie erklärt. Nach dem Abschluss werden auch Führungen für interessierte Besucherinnen und Besucher angeboten. Zusätzlich plant das Stadtmuseum im Herbst eine Vortragsveranstaltung mit Dr. Joachim Meffert. Die Termine werden noch bekannt gegeben.

  • Archäologen übernehmen das Zepter

    Die Bauarbeiten am Kirchplatz ruhen vorerst

    Nach dem kürzlich erfolgten Spatenstich werden die Bauarbeiten am historischen Kirchplatz in Beckum vorerst ausgesetzt: Die ersten Voruntersuchungen des Projektbüros Goldschmidt haben Mauer- und Fundamentreste bestätigt und zahlreiche Hinweise auf Bestattungen gegeben. Deshalb wird das Archäologische Team vor Ort gemeinsam mit dem LWL als zuständige Stelle für die Bodendenkmalpflege eine tiefergehende und aufwändige wissenschaftliche Ausgrabung vornehmen, um die Funde detailliert zu dokumentieren.

    „Mit historisch wertvollen Funden während der Bauarbeiten gerade in diesem Bereich war zu rechnen“, sagt Bürgermeister Michael Gerdhenrich. „Dass sich die Baukosten erhöhen und die Bauzeit verlängert, ist erst einmal keine gute Nachricht. Ich finde es aber ausdrücklich gut und richtig, wie mit Bodendenkmälern dieser Art umgegangen wird. Solche kulturgeschichtlichen Hinterlassenschaften unserer Vorfahren müssen akribisch dokumentiert und - wenn das geht - erhalten werden. Und nach den bisherigen Erfahrungen bei den letzten Bauarbeiten am historischen Marktplatz werden das Amt für Bodendenkmalpflege, die Baufirma und die Stadt Beckum als Bauherrin auch jetzt gut kooperieren.“

    Nachdem die Experten auf der Baustelle zunächst einen wechselseitigen Einsatz auf dem Areal eingeplant hatten, überlassen die Tiefbauer nun den Archäologen das Feld. „In etwa vier Wochen wissen wir mehr“, erklärt Horst Schenkel, Fachdienstleiter Tiefbau. Wenn die geplanten Baumaßnahmen es zulassen, bleiben die Mauer- und Fundamentreste nach ihrer Dokumentation im Boden. Über den Umgang mit ganz besonderen Fundstücken ist noch nicht entschieden, Funde aus dem Bereich des ehemaligen Friedhofs werden der Kirchengemeinde St. Stephanus zur Umbettung überlassen.

  • Spatenstich auf dem Kirchplatz

    Geschichtsträchtig und bald wie neu
    Pünktlich zum symbolischen ersten Spatenstich mit vielen Beteiligten kommt die Sonne heraus.

    Der Kirchplatz mit der Propsteikirche Sankt Stephanus ist eine bedeutende historische Keimzelle Beckums. Nach dem erfolgreichen Marktplatzumbau ist nun auch die Umgestaltung des Kirchplatzes ein wichtiger Meilenstein der Stadtplanung und der gestalterischen Aufwertung der Innenstadt.

    Der aktuell kaum sichtbare, geschichtlich bedeutsame Kirchplatz soll so stärker in das öffentliche Leben einbezogen werden. In enger Abstimmung mit der katholischen Kirchengemeinde Sankt Stephanus wurden die Planungen für die Baumaßnahme erarbeitet. Bürgermeister Michael Gerdhenrich dankte allen Projekt-Beteiligten und Fördergebern im Rahmen des symbolischen ersten Spatenstichs. „Mit der Umgestaltung werden wir den Platz aufwerten und stärker in Szene setzen.” Er verwies auch auf die Kanalerneuerungen und Modellierungen zum Schutz der umliegenden Gebäude vor Starkregen. Propst Rainer B. Irmgedruth sprach von einem "Joint Venture-Projekt" und wünscht sich, dass der neue Kirchplatz von allen gut angenommen wird.

    „Frieden” in 27 Sprachen
    Die Planungen sehen die folgenden Maßnahmen vor: Für die Wege werden die gleichen Betonpflastersteine und Natursteinplatten wie auf dem neugestalteten Marktplatz mit etwas anderen Formaten verwendet. In den Nischen der Kirche wird ein sogenanntes „Katzenkopfpflaster” verlegt. Die Fläche wird durch ein in das Pflaster eingelegtes Bronzeband begrenzt. Dort stehen auf 220 Metern von der Kirchengemeinde St. Stephanus erarbeitete Sprüche und Texte. Als wiedererkennendes Merkmal wird zwischen den einzelnen Texten das Wort „Frieden” in 27 verschiedenen Sprachen zu lesen sein.

    Schutz vor Starkregenereignissen
    Durch den Bau neuer Stauraumkanäle, einer neuen Kanalisation im Bereich des nördlichen Weges sowie durch Geländemodellierungen und Rinnen werden die anliegenden Grundstücke künftig besser vor Starkregenereignissen geschützt. Der Baumbestand auf dem Platz bleibt erhalten.

    Garten der Erinnerung
    Im Umfeld der Kirche wird die gesamte Baumaßnahme durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe archäologisch begleitet. Ein pietätvoller Umgang mit den entnommenen Gebeinen ist dabei selbstverständlich. An der Ostseite der Kirche entsteht hierzu der „Garten der Erinnerung”, welcher durch eine Blutbuchenhecke eingefasst wird. Auf dem Platz werden neben dem Himmelspiegel aus Granitstein mit aufgestauter Wasserfläche neue Bänke und ein Drehstein aufgestellt. Zur Beleuchtung des Kirchplatzes und der Kirche werden 17 Mastleuchten und 32 Bodenleuchten eingebaut.

    Infos rund um die Baustelle
    Während der Baumaßnahme informieren ansprechend gestaltete Bauzaunbanner unter dem Motto „Gemeinsam handeln – Zukunft gestalten” über die geplante Maßnahme. Auch auf der Homepage der Stadt Beckum gibt es regelmäßig neue Infos zum Bauverlauf. Ein Baustellentelefon unter 29-2929 bietet den direkten Draht für Fragen und Anmerkungen rund um die Baumaßnahme.

  • Neugestaltung des Kirchplatzes St. Stephanus in Beckum

    Gemeinsam handeln, Zukunft gestalten

    Der Kirchplatz ist mit der mittelalterlichen Stiftskirche St. Stephanus eine bedeutende historische Keimzelle der Stadt Beckum. Daher ist die Umgestaltung des Kirchplatzareals ein wichtiges Anliegen der heimischen Stadtplanung und eine Kernaufgabe der gestalterischen Innenstadtaufwertung. Ähnlich wie beim historischen Marktplatz sollen mit den geplanten Maßnahmen neben der Barrierefreiheit besonders die Gestaltungs- und Aufenthaltsqualität im historischen Stadtkern gestärkt werden.

    Fördermittel für mehr Aufenthaltsqualität im historischen Stadtkern
    Seit über zehn Jahren wird die Umgestaltung des Kirchplatzes geplant – auch unter der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger in Beckum. Diese Maßnahme ist Bestandteil des sogenannten „Integrierten Handlungs- und Maßnahmenkonzept Innenstadt Beckum“ (kurz IHMK) – sie stammt bereits aus dem Jahr 2012 (Ratsbeschluss am 05.07.2012, Vorlage 2012/0078/2). Das IHMK bildet die Handlungsgrundlage für die gesamte städtebauliche Entwicklung der Beckumer Innenstadt und ist zugleich wichtige Voraussetzung für die Beantragung von Städtebaufördermitteln.

    Die Stadt Beckum hat ein großes Interesse, den aktuell kaum sichtbaren, aber historisch bedeutsamen Kirchplatz in das öffentliche Leben einzubeziehen und durch eine bauliche Inwertsetzung besser zu integrieren: Neben einer würdigen gestalterischen Einbindung in die urbane Umgebung der Stadtmitte soll der Platz künftig zeitweise als barrierefreier Ausweichort für den Wochenmarkt dienen, wenn der Marktplatz wegen der Beckumer Veranstaltungen, wie zum Beispiel den Pütt-Tagen oder dem Weihnachtsmarkt nicht genutzt werden kann.

    Für die zukunftsorientierte und bürgerfreundliche Umgestaltung des Kirchplatzes St. Stephanus sind von der Bezirksregierung Münster aus Landes- und Bundesmitteln eine Zuwendung in Höhe von 897.182 Euro bewilligt worden. Die Kirchengemeinde beteiligt sich mit 300.000 Euro an den Kosten. 

    Konzeption und Prävention
    Das Motto „Geschichte erleben – Gemeinsam handeln – Zukunft gestalten“ ist die Grundlage der baulichen Inwertsetzung für die weitere städtebauliche Entwicklung der Innenstadt in Beckum. Dies betrifft als historische Keimzelle auch das Areal um die St. Stephanuskirche, das durch eine neue Ausstattung als besonderer urbaner Raum behutsam in Szene gesetzt.

    Das Konzept sieht vor, den um die Kirche vorhandenen Lindenkranz als grünes Element zu inszenieren. Die historische Kirche und ihr Umfeld werden außerdem mit einer energiesparenden LED-Beleuchtung angestrahlt. Mit dem umgestalteten Kirchplatz entsteht nach dem Marktplatz mitten in der Kernstadt für die gesamte Stadtgesellschaft ein weiterer barrierefreier Erholungs- und Ruheraum mit Kinderspielgeräten und 19 Ruhebänken. Neue Fahrradabstellanlagen werden die Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Fahrrad verbessern. Zusätzlich wird die Propsteigasse künftig entweder als verkehrsberuhigter Bereich oder aber als Fußgängerzone aufgewertet.

    Im Zuge des Klimawandels werden auch in unserer Region Häufigkeit und Intensität von Starkregenereignissen zunehmen. Ein wirksamer Schutz vor den möglichen Folgen des Starkregens beginnt bei der städtebaulichen Konzeption. Die Stadt Beckum setzt daher auch beim Umbau des Kirchplatzes auf besondere Vorsorge: Durch den Bau neuer Stauraumkanäle, einer neuen Kanalisation im Bereich des nördlichen Weges sowie durch Geländemodellierungen und Rinnen werden die anliegenden Grundstücke künftig besser vor Starkregenereignisse geschützt.

    Archäologie: Einblick in gelebte Stadtgeschichte
    Die Freilegung des Kirchplatzes wird zu neuen historischen Erkenntnissen führen. Das kann neben neuzeitlichen Grabsitten mit Funden wie Totenkronen oder Kleidungsresten und Schmuck auch Informationenzu einstigen Gebäuden auf dem jetzt freien Kirchplatz umfassen. Der Friedhof muss nicht bis an die Gebäude, die den Platz begrenzen, herangereicht haben. Die großflächige Öffnung kann zeigen, wie weit die Bestattungen tatsächlich reichten und möglicherweise wird die mit Sicherheit einmal vorhandene Einfriedung des Kirchhofes freigelegt. All diese Erkenntnisse werden zusammen mit dem Bild- und Planmaterial, das die Ausgrabung liefern wird, zur Visualisierung des einstigen Friedhofes beitragen und damit auch der Öffentlichkeit die Geschichte des Kirchplatzes nahebringen. Im Anschluss an die Ausgrabung erfolgt eine wissenschaftliche Untersuchung der freigelegten Bestattungen – ein pietätvoller Umgang mit den entnommenen Gebeinen ist dabei selbstverständlich. Die Planung sieht eine Wiederbestattung östlich des Chores im sogenannten „Garten der Erinnerung“ vor. Ein Himmelsspiegel wird als runde Wasserfläche das besondere Areal des Kirchhofes zusätzlich aufwerten und für den Betrachter die spirituelle Verbindung zwischen Himmel und Erde darstellen.


    Neue Erkenntnisse zum mittelalterlichen Friedhof an der Propsteikirche
    Mit diesem umfriedeten Bereich wird erstmals ein Ort geschaffen, der die Existenz eines Friedhofes für die Öffentlichkeit erfahrbar macht, was die bislang vorhandenen Rasenflächen nicht vermögen. Auch scheint die Sorge um eine „Störung der Totenruhe“ unbegründet. Denn im Gegensatz zu jüdischen Friedhöfen ist auf christlichen Bestattungsplätzen ein Eingriff in Grablegen und die Verlagerung von Gebeinen nichts Ungewöhnliches. Wichtig ist, dass diese mit Pietät behandelt werden und am Ort eine neue Ruhestätte finden. Dies war in der mittelalterlichen Vergangenheit mit der Einrichtung eines Beinhauses der Fall und gleiches gilt auch für den geplanten „Garten der Erinnerung“.

    In vielen Städten liegt der Marktplatz architektonisch direkt an der Kirche. Das unmittelbare Nebeneinander von Friedhof im hinteren, östlichen Umfeld der Kirche und dem Markttreiben um den westlichen Eingangsbereich des Gotteshauses wurde auch in Beckum schon im Mittelalter praktiziert.

    Bedarfsgerechte Verkehrsplanung
    Im Zuge der Planungen zur Aufwertung des Areals rund um die Kirche St. Stephanus sind insgesamt drei Bauabschnitte definiert worden (Straße Kirchplatz, Wegeverbindung nördlich des Kirchplatzes und der Kirchplatz selbst). Diese gehören förderrechtlich zusammen und laufen in der Städtebauförderung unter dem Projektnamen „Kirchplatz“.

    Die angrenzenden Bereiche „Parkplatzes am Kolpinghaus“ und „Clemens-August-Straße“ wurden wegen der besonderen Komplexität zunächst nicht aufgenommen. Die Einbeziehung der Clemens-August-Straße sowie des Parkplatzes am Kolpinghaus hätte die Planungsdauer deutlich erhöht, da hier ergänzend verkehrsplanerische Belange und geltendes Planungsrecht berücksichtigt werden müssen.

    Mit der Zuordnung der Umgestaltung des Kirchplatzes zum Handlungsfeld „Orte zum Verweilen“ sieht die Verwaltung funktional eine deutlich stärkere Verknüpfung mit dem Marktplatz und der Propsteigasse und weniger in Richtung Süden und Osten. Im Zuge der anstehenden Neuaufstellung des IHMK für die Beckumer Innenstadt könnten diese Bereiche neu betrachtet werden.

    Weitere Unterlagen sind hier einsehbar:
    Lageplan Kirchplatz
    Lageplan Propsteigasse

    Zahlen und Fakten
    Es wurden 3 Bauabschnitte definiert: Straße Kirchplatz, Wegeverbindung nördlich des Kirchplatzes und der Kirchplatz selbst.

    • Die Arbeiten für die Neugestaltung des Kirchplatzes, der Straße Kirchplatz und der nördlichen Wegefläche Kirchplatz sowie der punktuellen Kanalsanierung wurden an die Firma STRATIEF GmbH aus Lippstadt für rund 2.888.000 Euro vergeben.
    • Für die gesamte Umgestaltung des Kirchplatzes St. Stephanus ist von der Bezirksregierung Münster aus Landes- und Bundesmitteln eine Zuwendung in Höhe von 897.182 Euro bewilligt worden.
    • Die Kirchengemeinde beteiligt sich mit 300.000 Euro an den Kosten.
    • Geplante Ausführungszeit: 22. Mai 2023 bis 15. Juni 2024
    • Gesamtfläche der Baumaßnahme: 3 800 Quadratmeter
    • Die Maßnahme ist Bestandteil des „Integrierten Handlungs- und Maßnahmenkonzepts Innenstadt Beckum“.